Von 29.02. bis 02.03.2016 fand im Eurogress Aachen das 25. Rehabilitationswissenschaftliche Kolloquium der Deutschen Gesellschaft für Rehabilitationswissenschaften (DGRW) und der Deutschen Rentenversicherung Bund (DRV) statt. Dabei standen vor allem die jüngsten gesundheitspolitischen Veränderungen wie das Präventionsgesetz, die überarbeitete Klassifikation Therapeutischer Leistungen sowie die neuen Reha-Therapiestandards im Zentrum des Interesses. Konsens konnte hierbei zwischen den Rehabilitationsakteuren allerdings nicht gefunden werden, was sich vor allem in den kontroversen Plenardiskussionen widerspiegelte.

Neben diese Brennpunktthemen durften sich die Teilnehmer an jedem der drei Tage über einen Plenarvortrag freuen. Den Anfang machte hierbei der Medizinethiker Prof. Dr. Giovanni Maio (Universitätsklinikum Freiburg) der die lebensverändernden Charakteristika einer Krankheit skizzierte und für eine menschliche, statt vollautomatisierte Medizin plädierte. Ergebnisse aus der Stressforschung und wie der individuelle Umgang mit Stress auf die Kalorienzufuhr, die Körperform und das Herzinfarktrisiko zusammenhängen, darauf ging Prof. Dr. Achim Peters von der Universitätsklinik Lübeck im zweiten Plenarvortrag ein. Der letzte Plenarvortrag wurde im Doppelpack von Prof. Dr. Oskar Mittag von der Universitätsklinik Freiburg und Dr. Hartmut Pollmann Ärztlicher Direktor der Klinik Niederrhein gehalten. Gegenstand des Vortrages war der Alkoholkonsum von Rehabilitanden und inwieweit Restriktionen hierbei als sinnvoll zu erachten sind. Ähnlich vielseitig wie die Plenarvorträge war auch das restliche Programm gestaltet und reichte von konkret rehabilitationsspezifischen Themenblöcken über die Prävention bis hin zu Vorträgen und Workshops zur sozialwissenschaftlichen Methodik. Der Bewegungstherapie selbst kam hierbei eine außerordentliche Rolle zu, so wurde ihr zum einen eine eigene Session zuerkannt, zum anderen waren bewegungstherapeutische Beiträge auch in den verschiedenen indikationsspezifischen Sessions vertreten. Auch in den ansonsten so kontroversen Diskussionen zur Gesundheitsförderung und den Reha-Therapiestandards bestand der Konsens, dass der Promotion körperlicher Aktivität bzw. der Bewegungstherapie eine enorme Bedeutung zukommt und ihre Dominanz in der Rehabilitation durchaus berechtigt ist.

Zusammenfassend kamen die über 1 500 Teilnehmer zum Jubiläum des Rehabilitationswissenschaftlichen Kolloquiums voll auf ihre Kosten und konnten aus insgesamt über 50 Sessions, Workshops und Podiumsdiskussionen einen tiefen Einblick in die rehabilitationswissenschaftliche und klinische Forschung gewinnen. Hinsichtlich der großen politischen Entwicklungen seitens der Kostenträger (Reha-Therapiestandards & KTL) hatte sich allerdings nur eins gezeigt, die Uneinigkeit darüber, inwieweit bzw. ob diese neuen Qualitätskriterien die Patientenversorgung verbessern.