Praxis

202. Sport- und Bewegungsempfehlung nach Brustrekonstruktion: Erste Ergebnisse einer Online-Befragung und Erfahrungen aus der Praxis
Stephanie Otto, Nikolaus de Gregorio, Sophia Volz, Wolfgang Janni, Amelie de Gregorio, Jürgen Michael Steinacker, Florian Ebner

210. Die Nationale Expertengruppe Bewegungstherapie und Körperliche Aktivität in der Onkologie – NEBKO
Freerk T. Baumann, Joachim Wiskemann

212. Multimodale Supportivintervention zur Förderung der körperlichen Funktionsfähigkeit älterer Krebspatientinnen und Krebspatienten
Eni Shehu, Sigrid Roggendorf, André Golla, Gundula Hübner, Gabriele I. Stangl, Andreas Lau, Andrea Diestelhorst, Dirk Vordermark, Anke Steckelberg, Heike Schmidt

217. Sport- und Bewegungstherapie als Standard der modernen Krebsmedizin: Verfügbare Strukturen und Konzepte zur Versorgung onkologischer Patientenn
Joachim Wiskemann, Freerk T. Baumann

Journal Club

220. Prähabilitation für Erwachsene mit vorliegender Krebsdiagnose
Stefan Peters

221. Zusammenhang zwischen körperlicher Aktivität und einem niedrigeren Lungenkrebsrisiko
Stefan Peters

Recht

222. Rechtsprechungsreport
Manfred Beden

Neues aus der dvs

224. PArC-AVE – Partizipative Bewegungsförderung in der beruflichen Bildung

Neues von peb

226. Kinderarzt Dr. Gerhard Koch ist neuer Vorstandsvorsitzender der Plattform Ernährung und Bewegung e. V. (peb)

227. Forum der Industrie

230. DVGS News

232. Impressum

Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,

Über 700 randomisierte, kontrollierte Studien wurden in den letzten 30 Jahren publiziert, die die positive Wirkung der Sport- und Bewegungstherapie in der Onkologie aufzeigen. Es kann derweil festgestellt werden, dass die Sport- und Bewegungstherapie die höchste Evidenz sämtlicher Supportivmaßnahmen in der onkologischen Schulmedizin aufweist. Die wirksamste Methode zur Behandlung einer krebsinduzierten Fatigue? Gezielte, supervidierte Bewegung! Aufrechterhaltung der funktionalen und psychischen Funktionsfähigkeit unter Therapie: Gezielte, supervidierte Bewegung! Man könnte noch weit mehr Beispiele aufzählen oder einfach zusammenfassend sagen, dass die Sport- und Bewegungstherapie zum wichtigsten multidimensionalen Nebenwirkungsmanager – ohne eigene Nebenwirkungen (!) – in der Onkologie aufgestiegen ist.

Wenn man sich nun vor Augen führt, dass eine flächendeckende Versorgung von Krebspatienten durch qualifizierte Sport- und Bewegungstherapeuten weiterhin nicht existiert, dann ist dies offen gesprochen ein Skandal. Wie viel Evidenz muss denn noch geschaffen werden, die zum Teil überzeugender ist, als bei so manchem Medikament, das problemlos abgerechnet wird? Man gewinnt zunehmend den Eindruck, dass in der Anerkennung von Heilmittelverfahren, wie aber auch in der Kostenerstattung, mit zweierlei Maß gemessen wird. Zweifellos ist das Berufsbild des / der Sportwissenschaftlers / Sportwissenschaftlerin in der wissenschaftlichen Onkologie von höchster Akzeptanz geprägt. Über die Hälfte der internationalen TOP-20-Autoren sind Sportwissenschaftler, die derzeit versuchen in verschiedenen Ländern die Versorgungsstrukturen zugunsten der Krebspatienten zu verändern. Auch in Deutschland haben sich seit einigen Jahren Initiativen entwickelt, die eine qualitätsgesicherte und flächendeckende Sport- und Bewegungstherapie in Deutschland vorantreiben und für möglichst viele Patienten verfügbar machen wollen. Gebremst wird diese nicht mehr aufzuhaltende Entwicklung, gepaart mit einer jahrzehntelangen politischen Blockadehaltung, durch offensichtliches Desinteresse der Kostenträger, die sich weiterhin weigern, eine evidenzbasierte Maßnahme, die darüber hinaus noch in diversen S3-Leitlinien abgebildet ist, in einen Rahmenvertrag aufzunehmen. Dadurch wird den Krebspatienten eine nachweislich wirksame Methode zur Linderung teilweise nicht unerheblicher therapiebedingter Beschwerden bewusst vorenthalten! Nicht nachvollziehbar sind die Begründungen der Kostenträger zur Ablehnung, die in unseren Ohren wie Hohn klingen: Man könne aus administrativen Gründen keine Maßnahme finanzieren, die noch nicht flächendeckend angeboten werde. Ja, da beißt sich die Katze doch in den Schwanz, weil natürlich das Geld fehlt, um spezielle Infrastruktur sowie Qualifizierungsmaßnahmen für Fachpersonal zu generieren. Der wahre Hintergrund ist eher der, dass Kostenträger befürchten, durch eine Anerkennung eine Patientenflut und damit riskante Kostenwellen auszulösen. Auch wenn dies aus verschiedenen Gründen eher nicht zu erwarten ist, werden die Kassen sich daran gewöhnen müssen, dass das unkalkulierbare Schreckgespenst „Sport- und Bewegungstherapie“ schon längst aus dem Keller gesprungen ist, und die Versorgungslandschaft, nicht nur in der Onkologie, prägen wird – lieber früher als später, im Sinne der Patienten.

PD Dr. Freerk T. Baumann und PD Dr. Joachim Wiskemann