Praxis

32. Ausgewählte Aspekte der angewandten Biomechanik als Grundlage für das Kräftigungstraining an Geräten
Dieter Hamacher, Maximilian Köppel

39. Geschlossene kinetische Kette oder Offene kinetische Kette
Maximilian Köppel, Dieter Hamacher

44. „Zehen beim Squat nicht vor die Fußspitzen“
Maximilian Köppel, Dieter Hamacher

48. Krafttraining organisiert in Einrichtungen ambulanter orthopädischer Reha
Tilo Späth

50. Die Onkologische Trainings- und Bewegungstherapie (OTT)
T. Niels, A. Schürhörster, P. Wirtz, T. Elter, Freerk Baumann

55. Leitfaden Prävention vom 09. Januar 2017 – Abrechnungsfähigkeit Kräftigungstraining am Gerät
Angelika Baldus

Recht

57. Mehrfach befristete Arbeitsverhältnisset
M. Beden

Buchbesprechung

59. Medizinische Statistik: angewandte Biometrie für Ärzte und Gesundheitsberufe
Maximilian Köppel

B&G vor Ort

60. Impuls Reha- und Gesundheitszentrum: Krafttraining mit Qualität

Forum der Industrie

62. Gezielte Wärme- und Kälteanwendung als Optionen der Schmerztherapie

Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,

in einem neu erschienenen umfangreichen Review zeigen Tieland und Kollegen (2017) auf, dass mehr als 30 % der über 55-Jährigen eine reduzierte körperliche Funktionsfähigkeit beklagen, welche auf einen altersbedingten Verlust von Muskelmasse und -kraft zurückzuführen ist. Dies unterstreicht die Notwendigkeit, das gerade in der Primärprävention lange vernachlässigte Training der Kraftfähigkeit auf eine Stufe mit den anderen motorischen Hauptbeanspruchungsformen zu stellen. Die hierfür nötigen und lange überfälligen gesetzlichen Grundlagen zum Kräftigungstraining am Gerät und dessen Abrechnungsfähigkeit wurden 2017 geschaffen und werden von Baldus (S. 55) erläutert. Die enge Beziehung zwischen der Kraftfähigkeit, der körperlichen Funktionsfähigkeit und der Lebensqualität zeigen Hollmann und SchifferdeckerHoch beispielhaft in einer Arbeit zu den Trainingseffekten bei Rückenschmerzpatienten (S. 11).

Kräftigungstraining zeichnet sich auch dadurch aus, dass hier die Veränderung der Bewegungsqualität in den Vordergrund rückt, während beim reinen Ausdauertraining vorwiegend die Quantität der Bewegung im Fokus steht. Überlegungen hierzu und die weiteren gesundheitlichen Wirkungen, welche mit dem Krafttraining einhergehen, sowie eine sinnvolle Steuerung des Krafttrainings führen Huber und Köppel (S. 4) aus.

Diese qualitative Komponente der Bewegung gewinnt gerade auch in der Sekundärprävention und Rehabilitation an Bedeutung. Foucher et al. (2012) beschreiben, dass Patienten, die eine Hüft-Totalendoprothese in Folge einer Arthrose erhielten, danach in 23 % der Fälle auch kontralateral eine endgradige Arthrose ausbildeten, sodass die Implantation einer weiteren Endoprothese notwendig wurde. Die Vermutung, dass dies die Folge alltäglicher Fehlbelastungen ist, welche durch eine bessere Muskelfunktion und Bewegungsqualität hätten gemildert werden können, wird dadurch gestützt, dass diese arthrotischen Veränderungen bei Patienten, die eine TEP als Folge von rheumatischen oder traumatischen Krankheiten/Schäden erhielten, nicht auftraten.

Die Autoren konnten bei dieser Patientengruppe signifikant höhere Abduktionsmomente im kontralateralen Hüft- und Flexions gelenk und Adduktionsmomente im kontralateralen Kniegelenk im Vergleich zu einer Kontrollgruppe beim Gehen nachweisen. Von daher scheint uns die Forderung berechtigt zu sein, dass Sport- und Bewegungstherapeuten auch in der Prävention Übungsbelastungen so weit beurteilen können, damit Bewegung die Gesundheit tatsächlich umfassend fördert. Dies setzt voraus, dass qualifizierte Trainer und Therapeuten von Bewegungsmythen, unbegründeten Behauptungen und Dogmen Abstand nehmen und überlieferte Bewegungs- und Belastungsangaben unter biomechanischen Gesichtspunkten kritisch beleuchten, wie Köppel und Hamacher dies an zwei Beispielen S. 39 und S. 44 versuchen. Das Kräftigungstraining mit Kraftgeräten bildet dabei keine Ausnahme. Wie oben bereits angedeutet wurde, ist es gerade auch beim Einsatz von Geräten für den Trainer/Therapeuten von zentraler Bedeutung, Art und Höhe der gewählten Belastungen einschätzen und die daraus resultierenden
Oberflächenkräfte und Strukturbeanspruchungen beurteilen zu können. Hierzu bieten Hamacher und Köppel (S. 32) grundlegende Überlegungen an.

Die medizinische Trainingstherapie (MTT) hat sich in der Rehabilitation in den letzten Jahren zu einer zentralen Therapieform entwickelt. In der muskuloskelettalen Rehabilitation ist die MTT, deren Organisation Späth (S. 48) ausführt, fest verwurzelt. Aber auch in anderen Indikationen gewinnen modifizierte Formen der MTT an Bedeutung, wie Niels et al. am Beispiel der onkologischen Trainingstherapie (OTT) aufzeigen (S. 50).

Viel Freude bei der Lektüre wünschen Ihnen Ihr
Dr. Dieter Hamacher und Maximilian Köppel