B&G abonnieren

Inhalt

B&G 01/2019B&G 01/2019

1. Editorial
Dennis Hamacher, Dieter Hamacher

Wissenschaft

3. Ganganalyse und Gangtraining in der orthopädischen Rehabilitation nach Gelenkersatz – zurück zum normalen Gang, aber wie?
Thomas Jöllenbeck, Juliane Pietschmann

14. Zur Gestaltung von Feedbackprozeduren zum Erlernen der postoperativen Teilbelastung beim Gehen mit Unterarmgehstützen im Kontext der Bewegungsautomatisierung
Daniel Krause, Linda Paschen, Sarah Vogt

20. Vergleich eines Widerstandstrainings und sensomotorischen Trainings bei Patienten nach vorderer Kreuzbandplastik auf motorische Parameter und klinische Funktion
Nico Nitzsche, Anne Jatzwauk, Lutz Baumgärtel, Henry Schulz

29. Belastung und Beanspruchung der unteren Extremität
Maximilian Köppel, Dieter Hamacher

35. Diagnostik bewegungsspezifischer Besonderheiten bei Adipositas und Magersucht: Wie zutreffend beurteilen fallführende Therapeuten und Patienten selbst Ruhe- und Aktivitätszeiten?
Max Oberste, Sandra Läuger, Philipp Hartig, Katharina Alexandridis

Journal Club

43. Wird der kognitive Abbau bei Demenz durch körperliche Aktivität verzögert?
Gerhard Huber

Recht

46. Neues im Arbeitsrecht ab 2019 Manfred Bed
Manfred Beden

Neues aus der dvs

48. Interdisziplinäre Forschung und Gesundheitsförderung in Lebenswelten. Bewegung fördern, vernetzen, nachhaltig gestalten (4.–6. April 2019, Hamburg)

Neues von peb

50. Ohne Eltern geht es nicht! Sechster fit4future-Kongress zum Thema Elternkommunikation

52. Forum der Industrie

54. DVGS News

55. Veranstaltungen

56. Impressum

Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,

„Wenn wir jedem Individuum das richtige Maß an Nahrung und Bewegung zukommen lassen könnten, hätten wir den sichersten Weg zur Gesundheit gefunden“, propagierte schon Hippokrates zu Zeiten der griechischen Antike. Jedoch vor allem in der Therapie orthopädischer Erkrankungen ist nicht, lediglich das Maß an Bewegung, sondern auch deren Qualität von immenser Bedeutung, Inadäquate Qualität bei der Bewegungsausführung könnte hier gesundheitsschädlich sein. Zur Sicherstellung dieser Bewegungsqualität in der Therapie sind Sport- und Bewegungstherapeuten bestens vorbereitet. Ihr evidenzbasiertes Handeln im Einklang mit dem bio-psycho-sozialen Gesundheitsbegriff der ICF in der Rehabilitation hat multiple Facetten, und es gilt die Bestrebung zu wahren, das bewegungstherapeutische Handeln unter Berücksichtigung dieser Trias zu verbessern.

Der Schwerpunkt dieser Ausgabe liegt auf einer biomechanischen und / oder sensomotorischen Begründung des therapeutischen Handelns und der Optimierung therapeutischer Praktiken zur Schaffung von günstigen Beanspruchungs- / Belastungssituationen bei der Therapie verschiedener orthopädischer Beeinträchtigungen. Abgeleitete innovative Konzepte werden im Verlauf dieser Ausgabe kommuniziert. Jöllenbeck und Pietschmann [S. 3] stellen zu Beginn Daten jahrelanger Arbeit aus sukzessiv aufeinanderfolgenden Studien zum Gangtraining nach endoprothetischem Gelenkersatz mit dem Ziel, das Gehen wieder „richtig“ zu erlernen, vor. Das ist insbesondere deswegen wichtig, da mehrere Jahre postoperativ sich noch deutliche Defizite im Gangbild zeigen. Zum Heranführen an ein funktionelles Gangbild erscheint eine direkte Adressierung mit auditivem Feedback über die Reha hinaus erfolgsversprechend zu sein. Zur nachhaltigen Gangbildoptimierung und Vermeidung von Folgeschäden sind mobile und alltagstaugliche Feedback-Tools zu entwickeln. Mit Krause et al. [S. 14] konnten wir weitere Experten gewinnen, die Erfahrungen des Feedbacktrainings aus dem Bereich des Bewegungslernens im Sport in die orthopädische Rehabilitation implementieren. Sie zeigen auf, dass Training mit ergänzendem verzögertem Feedback effektiv zum Erlernen einer postoperativen Teilbelastung beim Gehen an Unterarmgehstützen ist. Mit feedbackgestützten Übungsversuchen konnten Reduktionen der Teilbelastung mit entsprechendem kognitivem Aufwand erreicht werden.

Einen Vergleich zwischen Krafttraining und sensomotorischem Training in der medizinischen Trainingstherapie zur Funktionswiederherstellung bei Patienten nach Kreuzbandplastik stellen Nitzsche et al. [S. 20] im Hinblick auf die Reduktion des bilateralen Kraftdefizits sowie der posturalen Stabilität, Laxizität und Beweglichkeit im Rahmen von ambulanten Rehabilitationsmaßnahmen an. Es ist festzustellen, dass beide Trainingsinhalte eine vergleichbare Reduktion der Funktionsdefizite bewirken. In der orthopädischen Therapie werden Bewegungsaufgaben vor allem danach beurteilt, wie sie geschädigte Strukturen beanspruchen. Die bewegte Last stellt nur eine Variable bezüglich der Beanspruchung geschädigter Strukturen dar. Auch das ist ein Grund, warum die qualitative Komponente der Bewegung an Bedeutung gewinnt. Köppel und Hamacher [S. 29] erläutern, wie Bewegung zu Kompressions-, Zug-, Schub-, Biege- und / oder evtl. Torsionskräften auf die jeweiligen Strukturen führt. Die Autoren betonen, dass zur Kontrolle der alltäglichen Gelenkkräfte eine Verbesserung des muskulären Drehmomentes und der neuromuskulären Kontrolle durch Widerstandstraining und sensomotorisches Training essenziell ist.

Ein weiterer Beitrag außerhalb des Schwerpunkts dieser Ausgabe befassst sich mit der Erhebung körperlicher Aktivität bei anorektischen bzw. adipösen Patienten. Oberste et al. [S. 35] gehen der wichtigen Frage nach, inwieweit hier die Fremdbeurteilung durch fallführende Therapeuten bzw. die Selbstbeurteilung der Patienten Gültigkeit besitzen. Wir wünschen uns, dass diese Ausgabe allen Lesern dabei hilft, ihre berufliche Kompetenz zu erweitern.

Dennis und Dieter Hamacher