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Effekte körperlicher Aktivität im Zusammenhang mit Darmkrebs

Die Evidenz für Auswirkungen von körperlicher Aktivität im Zusammenhang mit Darmkrebs ist umfassend und zeigt insgesamt positive Effekte von Bewegung. In diesem Blog wird ein kurzer Überblick zu den Wirkweisen körperlicher Aktivität im Hinblick auf die Prävention, die therapeutischen Effekte und die Prähabilitation gegeben sowie mögliche Barrieren und Motivatoren für Bewegung aufgezeigt.

Primärpräventiver Zusammenhang

Im Allgemeinen ist körperliche Aktivität mit einer enormen Mortalitätsreduktion assoziiert [1]. Dieser Zusammenhang wird durch eine aktuelle Meta-Analyse zu prospektiven Kohortenstudien [2]. Hinsichtlich des Darmkrebsrisikos stellten McTiernan und Kollegen (2019) einen positiven Einfluss von Bewegung Aktivität fest. Daten von 6 Systematischen Übersichtsarbeiten fanden konsistent positive Auswirkungen körperlicher Aktivität auf das Darmkrebsrisiko. Sogar ein Dosis-Wirkungszusammenhang konnte aufgezeigt werden, wonach eine Steigerung körperlicher Aktivität von 5MET-h in einer Reduktion des Darmkrebsrisikos von 15% resultiert, 10MET in 38% und 15 MET in 35% [3].

Therapeutische Effekte

Auch nach der Darmkrebsdiagnose ist ein körperliches Training noch sicher und machbar. So konnten Singh und Kollegen (2020) in der Analyse von 19 RCTs im Vergleich zur Kontrollgruppe kein Unterschied hinsichtlich Nebenwirkungen feststellen. Die mittlere Abbruchsrate lag bei 12% (Range: 0-22%) und die Adhärenz, das heißt wie viel der geplanten Trainingseinheiten von den Patienten im Durschnitt absolviert wurden, lag bei 86%. Zudem konnten durch das Training bei Darmkrebspatienten Verbesserungen hinsichtlich folgender Gesundheitsparameter festgestellt werden: Lebensqualität, Fatigue, Fitness (Ausdauer & Kraft), Depressivität, Schlaf und Körperfett. Supervierte Interventionen scheinen dabei effektiver zu sein als ein eigenverantwortlich durchgeführtes Training [4].

Prähabilitation

Im Falle einer notwendigen Operation kann körperliche Aktivität ebenfalls positive Effekte mit sich bringen. Eine Systematische Übersichtsarbeit von 24 Studien und 14 Studien, die zur Meta-Analyse eingeschlossen wurden, fanden durch eine Prähabilitation inklusive eines körperlichen Trainings, eine Verbesserung der körperlichen Funktion. Zudem stellten sie Tendenzen fest, dass auch die postoperativen Komplikationen reduziert werden und dass bei großen Operationen des Abdomens die Mortalität bei Patienten, die mit dieser Prähabilitation versorgt wurden verglichen mit Patienten, die eine Standardversorgung erhielten, geringer ausfällt. Diese Ergebnisse sind allerdings nicht statistisch signifikant und müssten in weiterführenden Studien bestätigt werden [5]. Die Ergebnisse decken sich aber mit den Resultaten anderer Übersichtsarbeiten, die größere Bauchoperationen betrachteten [6].

Barrieren & Motivation

Eine grundlegende Voraussetzung, dass die positiven Effekte realisiert werden können, ist es, die Betroffenen zur Teilnahme an einem körperlichen Training bzw. generell zu Bewegung zu motivieren. Dabei hilft es Barrieren sowie Motivatoren zu kennen. Fisher et al. (2016) fanden Barrieren in Nebenwirkungen (insbesondere Fatigue), im Alter und in Mobilitätseinschränkungen, obwohl Bewegung gerade bei Nebenwirkungen (insbesondere Fatigue) und Mobilitätseinschränkungen indiziert ist [7]. Dass Fatigue eine Barriere für körperliche Aktivität darstellen kann, wird durch weitere Studien bestätigt [8, 9]. Die Angst vor Komplikationen mit Stoma (z.B. Hernie) stellt eine weitere Barriere da. Bei körperlicher Aktivität mit Stoma ist allerdings auch eine qualifizierte Supervision essentiell [8]. Als wichtige Motivatoren können hingegen verständliche Informationen durch den Arzt, niedrige Kosten, eine Individualisierung und die Wohnortnähe genannt werden [7, 8, 9]. Dies stellt wieder ein Statement für qualifiziertes Personal und unterstreicht die Wichtigkeit des Arztes als Zuweiser.

Literatur

[1] Meyerhardt, J. A., Giovannucci, E. L., Holmes, M. D., Chan, A. T., Chan, J. A., Colditz, G. A., & Fuchs, C. S. (2006). Physical activity and survival after colorectal cancer diagnosis. Journal of clinical oncology, 24(22), 3527-3534.

[2] Choy, K. T., Lam, K., & Kong, J. C. (2022). Exercise and colorectal cancer survival: an updated systematic review and meta-analysis. International journal of colorectal disease, 37(8), 1751-1758.

[3] McTiernan, A. N. N. E., Friedenreich, C. M., Katzmarzyk, P. T., Powell, K. E., Macko, R., Buchner, D., ... & Piercy, K. L. (2019). Physical activity in cancer prevention and survival: a systematic review. Medicine and science in sports and exercise, 51(6), 1252

[4] Singh, B., Hayes, S. C., Spence, R. R., Steele, M. L., Millet, G. Y., & Gergele, L. (2020). Exercise and colorectal cancer: a systematic review and meta-analysis of exercise safety, feasibility and effectiveness. International Journal of Behavioral Nutrition and Physical Activity, 17, 1-14

[5] Heger, P., Probst, P., Wiskemann, J., Steindorf, K., Diener, M. K., & Mihaljevic, A. L. (2020). A systematic review and meta-analysis of physical exercise prehabilitation in major abdominal surgery (PROSPERO 2017 CRD42017080366). Journal of gastrointestinal surgery, 24, 1375-1385.

[6] Falz, R., Bischoff, C., Thieme, R., Lässing, J., Mehdorn, M., Stelzner, S., ... & Gockel, I. (2022). Effects and duration of exercise-based prehabilitation in surgical therapy of colon and rectal cancer: a systematic review and meta-analysis. Journal of Cancer Research and Clinical Oncology, 148(9), 2187-2213.

[7] Fisher, A., Wardle, J., Beeken, R. J., Croker, H., Williams, K., & Grimmett, C. (2016). Perceived barriers and benefits to physical activity in colorectal cancer patients. Supportive Care in Cancer, 24, 903-910

[8] Romero-Elías, M., Beltrán-Carrillo, V. J., González-Cutre, D., & Jiménez-Loaisa, A. (2020). Barriers to physical activity participation in colorectal cancer patients during chemotherapy treatment: a qualitative study. European Journal of Oncology Nursing, 46, 101769.

[9] Blaney, J. M. , Lowe-Strong, A. , Rankin-Watt, J. , Campbell, A. , Gracey, J. H. (2013). Cancer survivors' exercise barriers, facilitators and preferences in the context of fatigue, quality of life and physical activity participation: a questionnaire-survey. Psycho-Oncology, 22(1), 186-194 

 

Autor:

Maximilian Köppel

Deutscher Verband für Gesundheitssport und Sporttherapie (DVGS) e.V.

Vogelsanger Weg 48

50354 Hürth-Efferen

Maximilian.Koeppel@outlook.de

 

 

Gelesen 1039 mal Letzte Änderung am Freitag, 24 März 2023 15:53

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