Quellenangabe: © Rawpixel.com – shutterstock.comQuellenangabe: © Rawpixel.com – shutterstock.comBewegungsmangel zählt weltweit zu den zentralen Problemen für die Gesundheit der Bevölkerung und gilt als einer der führenden Risikofaktoren für Todesfälle und die Entstehung nichtübertragbarer Krankheiten (WHO). Inzwischen ist die Evidenz für die positiven Wirkungen von körperlicher Aktivität in der Prävention und Rehabilitation vieler Erkrankungen vielfach belegt worden, und die Kenntnisse rücken zunehmend ins Bewusstsein der verantwortlichen Akteure im Gesundheitswesen. Auch Deutschland beginnt zu reagieren und so wurden z.B. mit Fördermitteln des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG) die Nationalen Empfehlungen für Bewegung und Bewegungsförderung (NEBB) erstellt. Diese Entwicklung ist längst überfällig, weil Deutschland weltweit zu den Ländern mit dem höchsten Anteil an Bewegungsmangel gehört, mit steigender Tendenz zur Inaktivität. Es ist also höchste Zeit, verbesserte Rahmenbedingungen für eine effektive Bewegungsförderung zu entwickeln.

Gesellschaftliche und gesundheitspolitische Rahmenbedingungen im Wandel

Die gesellschaftlichen und gesundheitspolitischen Voraussetzungen für Berufe im Gesundheitssektor haben sich stark verändert, was neue Herausforderungen und Anforderungen mit sich bringt. Die sich verändernden gesellschaftlichen Rahmenbedingungen liegen im Einzelnen in:

  • der demografischen Entwicklung
  • dem Panoramawandel der Krankheitsbilder
  • der Erhöhung des Grades an Multimorbidität
  • durch Zunahme bewegungsarmen Lebensstils
  • der zunehmenden Anerkennung biopsychosozialer Ansätze im Gesundheitswesen (ICF)
  • der Ökonomisierung des Gesundheitswesens: Kostendämpfungder Qualitätssicherung

Durch den demografischen Wandel, das Ansteigen der chronischen Erkrankungen und die Zunahme von Multimorbidität geht es um eine Neuaufteilung der Aufgaben und Kompetenzen im Gesundheitswesen. Klar scheint, dass diese gesellschaftspolitischen Faktoren komplexere Anforderungen an die medizinische Versorgung stellen und sich die Medizinfachberufe den veränderten Qualifikationsanforderungen anpassen müssen. Das gilt auch für die Sport-/Bewegungstherapie.

Gesundheitspolitisch haben die gesellschaftlichen Veränderungen eine Vielzahl von Entwicklungen nach sich gezogen:

  • Bezahlung nach Fallpauschalen ( Diagnosis Related Groups, DRGs)
  • Bevorzugte Behandlung chronisch Erkrankter (Disease Management Programme, DMPs)
  • Betriebswirtschaftliche Auslastung der Einrichtungen im Gesundheitswesen:
  • Stationäre Einrichtungen bieten auch ambulante Abteilungen.
  • Ambulante Einrichtungen öffnen sich für Selbstzahler (Fitnessklientel)
  • Gesundheitszentren drängen in die Rehabilitation
  • Krankengymnastische Praxen bieten zunehmend Prävention
  • Akutkrankenhäuser bieten stationäre und ambulante Heilbehandlung sowie Gesundheitsförderung an
  • es verschiebt sich die Trennschärfe zwischen Rehabilitation und Prävention
  • es entsteht ein hoher Bedarf an mehrfachqualifizierten Bewegungsfachkräften.

Was bedeutet das für die Sport- und Bewegungstherapie?

Die Anforderungen an die moderne Sport-/Bewegungstherapie aber auch den Gesundheitssport sind stark angestiegen. Weg von passiven therapeutischen Verfahren müssen Sporttherapeuten heute ihre Patienten zur regelmäßigen, selbstgesteuerten Bewegung aktivieren und hin zu einer umfassenden Verhaltensänderung führen. Auch die Kostenträger sehen zunehmend die Bedeutung von Bewegung und Sport und erkennen die Bedeutung der Kopplung dieser Interventionen mit verhaltensorientierten Aspekten, aber auch die besondere Wirtschaftlichkeit der Sport-/Bewegungstherapie zunehmend an. Zudem wird gesundheitswissenschaftlich die epidemiologische Begründung und Evidenzbasierung der Sport-/Bewegungstherapie immer deutlicher.