Methodik:
Für die Analyse wurden 2 repräsentative Gesundheitsumfragen herangezogen, welche das Robert Koch-Institut im Zeitraum von 1997 und 1999 bzw. 2008 und 2011 durchgeführt hatte. Aus der ersten Umfrage existiert ein Datensatz n = 7124 (Alter: 18-79 Jahre), aus der zweiten n = 8152. Der Wohnsitz aller Studienteilnehmer war regional einteilbar. Regionen, in denen unter 5000 Personen wohnen, wurden dabei als ländlich deklariert, Regionen mit 5000 bis 20.000 Bewohner*innen als kleinstädtisch, Regionen mit 20.000 bis 100.000 Bewohner*innen als mittelstädtisch und Regionen mit mehr als 100.000 Bewohner*innen als großstädtisch. Um die Prävalenz ärztlicher Bewegungsberatung zu erhalten, wurden so genannte Trendanalysen gerechnet. Für die vorliegende Fragestellung wurde jeweils nur ein Teil der Daten aus beiden Umfragen verwendet.

Ergebnisse:

Insgesamt nahm die Prävalenz der Beratung durch Ärzt*innen, körperlich aktiv zu werden, signifikant ab von der Untersuchung Ende der 1990er Jahre (10,1%) bis zu der Untersuchung ca. 10 Jahre später (8,6%). In den dichter besiedelten Räumen wurden Befragungsteilnehmer signifikant häufiger beraten als im ländlichen Raum. Bei Männern zwischen dem 30. und dem 60. Lebensjahr nimmt die Prävalenz von Beratung in beiden Untersuchungen stetig zu, bevor sie wieder abnimmt. Der größte Unterschied zwischen der früheren und der neueren Befragung zeichnet sich bei jungen Männern ab. Während damals noch knapp 12% angaben, Beratung zu körperlicher Aktivität erhalten zu haben sind es 10 Jahre später knapp 5%.

Diskussion:
Trotz des erwiesenermaßen großen Gesundheitsnutzens von körperlicher Aktivität, scheinen Ärzt*innen noch zu wenig in dieser Hinsicht zu beraten. Gründe hierfür liegen wohl z. B. in der knappen Zeit und der unzureichenden Vergütung. In ländlichen Regionen zeigt sich in dieser Studie eine niedrigere Prävalenz von Bewegungsberatung. Vielleicht liegt dies u.a. an einer geringeren Dichte im Gesamten und daran, dass Bewegungsangebote nicht so wohnortnah sind, bzw. nicht so leicht zu erreichen sind.
Die Daten dieser Studie beruhen auf dem Selbstbericht, weshalb es sein könnte, dass die Prävalenz von Bewegungsberatung unterschätzt wird, weil die Befragten sich nicht mehr erinnern.

Unser Fazit für die Praxis:
Die Autoren (Gabrys et al., 2016, S. 57) sprechen sich u.a. aus für einen „(…) weiteren Ausbau gesundheitssportlicher Strukturen und die kommunale Vernetzung mit niedergelassenen Haus- und Fachärzten“ und dass „(…) Kommunikationsstrukturen zwischen den Akteuren aus Medizin und Sport weiter entwickelt werden“ müssten. Außerdem sollten zur Stärkung des „Rezeptes für Bewegung“ „(…) Angebotsstrukturen weiter ausgebaut, Informationsdefizite abgebaut und Unsicherheiten bezüglich der Kostenerstattung auf Seiten der Patienten beseitigt werden (Gabrys et al., 2016, S. 57).“
Aus unserer Sicht kann man dem noch hinzufügen, dass Ärzt*innen natürlich auch Empfehlungen zu nicht-institutionalisierter Bewegung aussprechen könnten. Hierfür könnten Ärzt*innen entsprechend geschult werden, um sowohl hinsichtlich der Empfehlungen auf dem neuesten Stand zu sein, als auch sich sicher zu fühlen im Umgang mit potenziellen Barrieren. Außerdem könnte gerade wg. des Zeitmangels der Arzt, bzw. die Ärztin zum Multiplikator werden und für weitere Beratung auf Bewegungsfachleute verweisen.

Quelle: Gabrys et al. (2016). Prävalenz, zeitliche Trends und regionale Unterschiede ärztlicher Bewegungsberatung in Deutschland. Deutsche Zeitschrift für Sportmedizin, 67, 53-58.