B&G abonnieren

Inhalt

93 Editorial
Tom Behrendt

Wissenschaft

96 Blutflussrestriktionstraining zur akuten und chronischen Schmerzreduktion in der orthopädischen Rehabilitation
Robert Bielitzki, Tom Behrendt, Martin Behrens, Lutz Schega

103 Evaluation des Netzwerk OnkoAktiv aus Patientenperspektive
Analyse zertifizierter Bewegungsangebote für onkologische Patienten am regionalen OnkoAktiv Zentrum Heidelber
Annelie Voland, Maximilian Köppel, Joachim Wiskemann

110 Diagnostische Güte des FAHW-12 – Exemplarische Darstellung einer Diagnosestudie
Georg Wydra

120 Zusammenhang zwischen selbstberichteter körperlicher Aktivität gemäß nationaler Bewegungsempfehlungen und mentaler Gesundheit Studierender
Carsten Müller

128 Veranstaltungen

Journal Club

129 Ist Ausdauertraining unter normobarer Hypoxie eine mechanisch schonende Alternative für geriatrische Patienten?
Tom Behrendt

Praxis

132 Tutorial: Motorisches Lehren in der Sport-/Bewegungstherapie
Maximilian Köppel, Dennis Hamacher

Neues von peb

140  Erste Ergebnisse und Erkenntnisse des GeMuKi-Projekts
Mirko Eichner

142. Forum der Industrie

144. DVGS News

Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,
jahrelange intensive Forschungsbemühungen belegen die mannigfaltige gesundheitsförderliche, präventive und therapeutische Wirkung, die körperliche Aktivität und/ oder körperliches Training
auf den menschlichen Organismus haben kann. Aus (sport-) wissenschaftlicher Sicht sind die Begriffe „körperliche Aktivität“ und „körperliches Training“ allerdings nicht gleichbedeutend. In diesem Kontext wird körperliche Aktivität als jegliche, durch die Skelettmuskulatur hervorgerufene Bewegung, die zu einem Anstieg des Energieverbrauchs über 1,0 bzw. 1,5 MET führt, definiert. In Abgrenzung dazu erfüllt ein körperliches Training den Ansprüchen einer regelmäßigen in geplanter, strukturierter, und kontrollierter Weise durchgeführten körperlichen Aktivität, mit dem Ziel,
individuelle Faktoren der Gesundheit und/ oder Leistungsfähigkeit zu steigern, zu erhalten oder wiederherzustellen. Demnach entspricht ein körperliches Training einem zielgerichteten und wohl-
dosierten Belastungsreiz, der (positive) Adaptationen in verschiedenen Teilsystemen (z. B. metabolisches System, Herz-Kreislauf-System, Muskel-Skelett-System oder zentrales Nervensystem)
und dem Organismus als Ganzes hervorruft. Zwischen dem gezielt gesetzten Trainingsreiz und den im Organismus hervorgerufenen Adaptationen besteht eine Dosis-Wirkungs-Beziehung, die
von vielen Faktoren, wie z. B. den individuellen Eigenschaften der Person (z. B. Fitnesszustand der Person) und unterschiedlichen Belastungsnormativen (z. B. Dauer, Häufigkeit und Dichte der Belastung sowie die Qualität der Bewegung), abhängig ist. Trainingstherapeutische Bemühungen sollten sich demnach an einer möglichst optimalen Gestaltung der dieser Beziehung zugrundeliegenden Faktoren orientieren, um ein größtmögliches Ausmaß an positiven Effekten zu erzielen und gesundheitsschädigende Nebenwirkungen zu vermeiden.

Wie es bereits in einer früheren Ausgabe (36. Jahrgang, Ausgabe 3) beschrieben wurde, kann durch die zusätzliche Applikation einer Blutflussmoderation die Dosis-Wirkungs-Beziehung eines Kraft und Ausdauertrainings so beeinflusst werden, dass eine möglichst günstige Belastungs- und Beanspruchungssituation sichergestellt wird. Mit dem Blood Flow Restriction Training stellen Bielitzki et al. eine vielversprechende Trainingsmaßnahme zur akuten und chronischen Schmerzreduktion vor. In ihrem Artikel bieten die Autoren eine aktuelle Übersicht zu den übungsinduzierten hypoalgetischen Effekten eines Blood Flow Restriction Trainings und den potenziellen zugrundeliegenden Mechanismen.

Bewegungsangebote stellen u. a. auch in der Onkologie ein Werkzeug der Therapie und Rehabilitation dar. Daher ist auch in diesem Bereich auf die Sicherstellung einer einheitlichen hohen Qualität der Bewegungsangebote zu achten. Vor diesem Hintergrund stellen Voland et al. die Ergebnisse eines ersten Ansatzes zur patientenzentrierten Evaluation der Struktur- und Prozessqualität des OnkoAktiv Versorgungsangebotes am Standort Heidelberg in der Region Rhein-Neckar vor. Die Daten dieser Längsschnittbefragung liefern vielversprechende Hinweise darauf, dass mit dem Netzwerk OnkoAktiv am Standort Heidelberg ein evidentes Versorgungsprogramm zur Vermittlung wohnortsnaher Trainingsanbieter geschaffen wurde. Das Angebot zeichnet sich insbesondere durch eine hohe Patientenzufriedenheit und Vermittlungsqualität aus.

Die Beurteilung und Sicherstellung von Qualitätsparametern in der Bewegungstherapie setzen u. a. valide, reliable und objektive Assessments voraus. Allerdings sind ebenfalls die Kennwerte der diagnostischen Güte, wie z. B. die Sensitivität und Spezifität eines Testverfahrens, von Bedeutung. Vor diesem Hintergrund stellt Wydra die wichtigsten Maße der diagnostischen Güte von Testverfahren anhand eines konkreten Beispiels (Kurzfragebogen zur Erfassung des allgemeinen habituellen Wohlbefindens – FAHW-12) vor. Der Autor kritisiert die mangelnde Beachtung von Maßzahlen der diagnostischen Güte im Bereich der Gesundheitsförderung und Bewegungstherapie und plädiert dafür, dass diesen Maßzahlen zukünftig mehr Berücksichtigung entgegengebracht wird.

Obwohl die psychosozialen Effekte körperlicher Aktivität weitestgehend bekannt sind, erfüllen weniger als ein Viertel der erwachsenen Bevölkerung das von der WHO empfohlene Mindestmaß an Bewegung. Müller zeigt, dass Studierende davon nicht ausgeschlossen sind. In diesem Beitrag werden die Ergebnisse einer hochschulweiten Umfrage zum Bewegungsverhalten und Stresserleben von insgesamt 4.244 Studierenden vorgestellt. Die Ergebnisse verdeutlichen das Potential und den Bedarf an verhaltens- und verhältnisorientierten Maßnahmen zur Bewegungsförderung an deutschen Hochschulen.

Last but not least präsentieren Köppel und Hamacher, in einem sehr praxisorientierten Beitrag, Möglichkeiten zur Vermittlung und Festigung von motorischen Fertigkeiten. Dabei stellen die Autoren eine Reihe von theoretisch begründeten Methoden vor, dieflexibel an den individuellen Bedarf angepasst werden können. Ich wünsche Ihnen viel Freude bei der Lektüre und hoffe, dass der Erkenntnisgewinn Ihnen dabei
hilft, Ihre beruflichen Kompetenzen zu erhöhen. Des Weiteren bedanke ich mich bei den Autoren für Ihre Mühen und die Bereitstellung der interessanten und hochwertigen Beiträge.

Tom Behrendt